Über mich

„Selbst“ Mit Löwin von Deborah Sengl, Essl Museum 2014

Kurzbiografie

Geboren 1961 in Fürstenfeld. Aufgewachsen und sozialisiert im Südburgenland. 1981-1984 Studium der Psychologie und Germanistik Uni Wien. 1984-1987 Akademie der Bildenden Künste Wien, Prof. M. Melcher. Diverse Einzelausstellungen seit Anfang 1990: Galerie im alten Rathaus, Fürstenfeld; Galerie Alte Schmiede, Wien; Dorfgalerie Neumarkt an der Raab; Galerie Donauraum Wien; WIFI Wien; Kulturzentrum Güssing etc. Wolfgang Kracher lebt und arbeitet in Wien und im Südburgenland.


Das Oevre Wolfgang Krachers, eines Absolventen der Akademie der bildenden Künste, Meisterklasse Prof. Maximilian Melcher, lässt sich in drei Arbeitsgruppen, die sowohl durch Technik und Sujet wie auch durch Inhalt und Form voneinander unterscheidbar sind, gliedern. Welche verbindenden Elemente sie aber doch aufweisen, so dass sie als Schöpfungen eben eines einzigen Menschen erkennbar sind, das soll Intention dieser kurzen Analyse sein.

Die Farbdichte und -Tiefe der Pastellkreiden der auf den ersten Blick abstrakt erscheinenden Landschaften saugt den Blick des Betrachters magisch in sich auf. Das, was für den Künstler ein sehr konkreter Blick in den heimatlichen Obstgarten oder auf ein Haus am See ist, bedeutet für den Betrachter materialisierendes Blau oder Gelb, Farbe an sich, wie ein Raum, der zur Gänze aus Klängen aufgebaut ist. Der Begriff des „inneren Klanges“ stammt aus Wassily Kandinskys 1912 veröffentlichtem Buch „Über das Geistige in der Kunst“. Wie kein anderer sah er engste Verbindungen zwischen Musik und Malerei, ein Gedanke, der alle folgenden Künstler des 20. Jahrhunderts beschäftigen sollte. Das Besondere an Wolfgang Krachers Pastellen ist jedoch ihre Dreidimensionalität, die nicht nur malerisch-illusionistisch erzielt wird, sondern auf der Wirkung der realen Masse des Papiermaches, das der Künstler selbst erzeugt und auf den Untergrund aufbringt, beruht. -Der Gedanke, das Wolfgang Kracher talsächlich eines Tages freie Plastiken formen könnte, liegt nahe.

Eine zu den malerischen Pastellen scheinbar sehr konträre Werkgruppe bilden die feinnervigen Bleistift- und Tuschezeichnungen, die oft kleine Launen der Natur thematisieren: verdorrte Blätter, Rosenknospen, die sich wie zerfurchte Landschaften, wie ein Schlachtfeld, begleitet von skripturalen, doch unlesbaren Kommentaren, vor dem Auge des Beschauers aufblättern. Diese Metamorphosen der Natur stellen für Wolfgang Kracher einfach „kleine Fingerübungen“ dar, sind jedoch gleich Vanitas-Symbole, die an die Vergänglichkeit allen Seins gemahnen.

Eine ganz andere Seite seines Wesens zeigt uns der Künstler in seinen karikaturhaften Darstellungen von lasterhaften Menschen wie Kinderschändern und Verführerinnen. Mit klarem, sehr gezielt, doch sparsam gesetztem Strich weist er auf die Sündhaftigkeit des Leibe, auf seine Gier und seine Ausgesetztheit hin – nicht moralisierend, sondern stets vergnüglich. Wolfgang Kracher erweist sich stets als scharfer Beobachter mit untrügerischem Blick, der in die Tiefe geht und so in der Landschaft wie im verdorrten Blatt oder im aufgedunsenen Körper des Kinderschänders nach Wahrheit sucht. Neben Tortur und Obsession bietet er Harmonie, Innerlichkeit und Hoffnung als Botschaft an.

Dr. Gabriele Kreidl-Kala